Rezension: "Der Glanz der Dunkelheit" von Mary E. Pearson

Der Glanz der Dunkelheit
 - Mary E. Pearson - Hardcover

Titel: Der Glanz der Dunkelheit
Autor: Mary E. Pearson
Verlag: One (Bastei-Lübbe)
Einband: Hardcover
Seitenzahl: 448
Genre: Dytopie
Erscheinungsdatum: 29. März 2018
Preis: 18,00€ (Kaufen? Hier)

Dies ist der vierte Band der "Die Chroniken der Verbliebenen"-Tetralogie, deshalb könnten durchaus Spoiler zu den vorhergehenden Teilen vorhanden sein. Hier, hier und hier findet Ihr meine Rezensionen zu Band 1, Band 2 und Band 3.

Vielen Dank an den One-Verlag für die Bereitstellung eines Leseexemplares im Rahmen einer Leserunde bei Lesejury! :)

Inhalt:
Siehst du die schöne Seite der Dunkelheit?
Sie fühlt sich an wie der Kuss eines Schatten.
Sie ist eine Berührung, so sanft wie Mondlicht.
Sei ganz still, dann fühlst du ihn auch - den Glanz der Dunkelheit. 


Lias Zukunft könnte so einfach sein. Rafe wünscht sich nichts mehr, als sie zur Königin an seiner Seite zu machen. Doch Lia spürt, dass andere Aufgaben auf sie warten. Sie muss ihrem Heimatland zu Hilfe eilen. Für Morrighan würde sie notfalls auch in die Schlacht ziehen. Während sie Rafe schweren Herzens zurücklässt und einer ungewissen Zukunft entgegenreitet, quälen sie viele Fragen. Kann sie es schaffen, den drei Königreichen Morrighan, Venda und Dalbreck endlich Frieden zu bringen? Wie soll sie im Kampf gegen ihren Gegenspieler, den Komizar von Venda, bestehen? Und wird es für Rafe und sie eine Zukunft geben?

Meine Meinung:
Was die ersten drei Bände dieser Reihe ausgemacht hat, war unter anderem ein gemächliches Tempo mit einem sich nur langsam steigernden Spannungsaufbau. Umso überraschter war ich deshalb schon von den ersten fünf Kapiteln dieses letzten Teiles, denn ein Ereignis folgt ungewöhnlich schnell auf das andere. Von Anfang an ist eine gewisse Anspannung spürbar, und dass es auf den  Endspurt zugeht, ist unverkennbar. Ich möchte damit nicht sagen, dass das Tempo zu hoch ist, aber es ist eben normal - ganz typisch für ein dystopisches Jugendbuch. 

Ob mir diese Geschwindigkeitssteigerung nun gefallen hat oder nicht, weiß ich bis heute nicht so ganz genau. Zum einen hat die Geschichte somit ein wenig an Individualität verloren und ein paar Szenen wirkten auf mich unwirklich, fast schon "verschwommen" und ohne die gewohnte Detailliertheit. Viele wichtige Reden und Gesprächen kamen mir zu kurz, denn sie wurden nur grob zusammengefasst bzw. nacherzählt, und außerdem empfand ich die Auflösung als zu einfach und zu glatt.
Allerdings muss man zum anderen auch zugeben, dass es gerade dadurch richtig dramatisch wurde. Die abrupten Sichtwechsel kreieren einen unheimlichen Sog, sodass ich das Buch besonders während der zweiten Hälfte kaum noch aus der Hand legen konnte.


Ein wenig schade fand ich aber nichtsdestotrotz, dass der Leser das Land Dalbreck kaum kennenlernt. "Die Chroniken der Verbliebenen" hatten sich bisher ebenfalls durch die vielen verschiedenen Traditionen, Kulturen und Handlungsorte ausgezeichnet. Deshalb war ich mir auch relativ sicher, dass man nach Morringhan und Venda diesmal auch ins dritte Königreich entführt wird, aber dem war leider nicht so. Wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, gab es einzig und allein ein kurzes, wenig zufriedenstellendes Kapitel, in dem Rafe ein paar gegenwärtige Erlebnisse aus Dalbreck schildert.

Wie sehr ich jedoch die Charaktere dieser Reihe - allen voran Lia, Rafe und Kaden, aber bspw. auch Pauline, Sven oder Eben - liebe, habe ich den vergangenen drei Rezension schon oft genug betont, und auch in diesem Band hat sich daran nichts daran geändert.
Besonders Lia - oder Jezelia, wie sie jetzt genannt werden möchte (siehe Zitat) - hat mir ganz besonders gut gefallen: Sie hat schon in der Vergangenheit eine riesengroße Entwicklung durchgemacht und sich quasi ganz neu erfunden, ohne dabei unauthentisch zu wirken. Aus dem leicht ängstlichen und durchaus naiven Mädchen ist schnell eine mutige und strategisch denkende junge Dame geworden, aber erst in diesem Band ist mir klar geworden, wie sehr sich ihre Wesenszüge wirklich verändert haben. Sie handelt nun durchgängig kraft- und planvoll und vor allem ohne sich vor irgendjemandem für irgendetwas zu rechtfertigen. 


Meiner Meinung nach hat Lia somit nicht nur die unerschütterliche Loyalität von Rafe und Kaden, sondern auch die Bewunderung des Lesers verdient. Umso größer war somit natürlich meine Angst - Achtung SPOILER zu den Vorgängern -, dass sie am Ende tatsächlich sterben könnte, so wie es die Prophezeiung schon in Band 2 vorausgesagt hat. ... Spätestens seit "Die Bestimmung" wissen wir ja, dass sich Autoren auch nicht davor scheuen, ihre Hauptcharaktere gehen zu lassen. Aber ob es Mary E. Pearson genauso handhabt wie Veronica Roth oder ob es doch noch ein Happy-End gibt, müsst ihr schon selbst herausfinden ;D

Mein Lieblingszitat:
Und ich staunte darüber, wie wir alle uns im Laufe der Zeit verändert hatten, wie uns Kräfte von außen zu Menschen pressten und einschmolzen, die zu werden wir nicht vorgehabt hatten. [...] Ich betastete meinen eigenen Namen im Holz; die einzelnen Buchstaben waren schief, aber tief eingeschnitzt. LIA. Ich nahm mein Messer heraus und schnitt vier weitere Buchstaben ins Holz. JEZE. 
(Der Glanz der Dunkelheit, Seite 82, Zeile 14-28 im E-Book)


Mein Fazit:
Ich kann Euch nur empfehlen, diese Reihe zu lesen, denn sie ist den aufkommenden Hype wirklich wert. Lia, Rafe und Kaden bilden ein fantastisches Dreiergespann, das in der Jugendliteratur so noch selten bzw- überhaupt noch gar nicht da gewesen ist. Dieser abschließende Teil bekommt von mir zwar nur vier von fünf Bewertungseinheiten, da es mir ein wenig an Detailliertheit gefehlt hat, aber es war trotzdem ein durchaus würdiges Ende. Ich werde mich wohl noch sehr lange an "Die Chroniken der Verbliebenen" erinnern und meine Lieblingsteile - ich habe mich hier auf Band 1 und Band 2 festgelegt - eventuell auch noch einmal zur Hand nehmen und durchlesen.

Eure Laura

Quelle Coverbild und Klappentext

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